Seeland Watch Co., Madretsch




Im Jahr 1873 wurde in Madretsch, bei Biel, die oben genannte Manufaktur gegründet. Ihre Niederlange fand sie an der Chemin de la Promenade 23. Gründer der Firma soll ein Amerikanischer Manager namens Frederic Seeland gewesem sein. Es ist zu bezweifeln dass es sich dabei um dieselbe Person handelt, die die "IWC" zwischen 1876 und 1879 leitete.
Die Firma in Madretsch wurde "Seeland Watch Co." benannt. Uhren sind mit den folgenden Marken versehen worden (Abb. s.u.).




In erster Linie wurden Taschenuhren von feiner Qualität für den britischen und amerikanischen Markt gefertigt. Im Jahr 1902 stieg Emile Judith in die Firma ein. Eine zeitlang wurden beide Namen "Seeland Watch Co." und "Judith & Cie" parallel als Firmennamen verwendet (s.o.). In dieser Zeit zog sich die "Seeland Watch Co." zunehmend aus Madretsch zurück und verlegte seinen Standort nach La-Chaux-de-Fonds. Dieser Prozess umfasste einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten (bis 1923). 1913 wurde dann der Name "Seeland Watch Co." mit der neuen Nierderlage registriert. Sie fertigte Uhrwerke von feiner Qualität in allen Größen von 9 bis 22 Linien, inklusive besonders flacher Werke. Damit gehörten auch Armbanduhrkaliber zum Repertoire. Die Uhren waren in Stahl-, Silber- und Goldgehäuse eingeschalt. Auf der Schweizerischen Nationalen Ausstellung in Bern im Jahr 1914 gewann sie die Goldmedaille.



(aus "Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst" 35. Jahrgang, 1.April 1910)

Seeland lancierte die Marke "Zeta" für Savonetten- und Lepine-Taschenuhren, später auch Armbanduhren für das preiswerte Segment. Nochmal später, ca. 1923, ließ sie den Namen als "Zeta Watch Co." mit Sitz in La-Chaux-de-Fonds registrieren.
Interessant ist die Tatsache, dass Seeland in La-Chaux-de-Fonds dieselbe Adresse führte wie die "Fabrique Invicta, Fils de R. Piccard & Cie". Es gab hier zumehmende betriebliche Verflechtungen, die sich heute nicht mehr auseinander dividieren lassen. Das zeigte sich auch daran, dass Invicta die Marken "Seeland" und "Zeta" für eigene Uhrenmodelle verwendete. 1937 schlossen sich beide Firmen zur "Invicta SA." zusammen.





Seeland-Kaliber "G"



Emile Judith Watch & Co., Biel




Wie oben bereits erwähnt stieg im Jahr 1902 Emile Judith in den Betrieb der "Seeland Watch Co.". Zu Emile Judith als Person gibt es nur so gut wie keine Biographischen Informationen. Er muß aber wohl ein genialer Uhrmacher und Techniker gewesen sein, denn er sicherte sich zwei Patente, die sich auf die Feinstellung von Uhren bezogen: '34497' aus dem Jahr 1905 und '39064' aus dem Jahr 1907.






Im Zuge der langjährigen Verlegung der "Seeland Watch Co." nach La-Chaux-de-Fonds gewann Judith in Biel zunehmende Autonomie. Die Manufaktur sicherte sich dabei die Marke "EIB" (s.o.). Dies äußerte sich schlussendlich in der Registrierung der "Emile Judith, Fabrique d'horlogerie société anonyme" im Jahr 1923. Ein Klassiker der Manufaktur ist das 19'''-Taschenuhr-Kaliber.



Judith-Kaliber 19'''

Dieses Kaliber sollte nämlich noch Berühmtheit erfahren und ist deshalb bei Sammlern heiß begehrt. Im Jahr 1926 ging die Manufaktur Judith nämlich in Konkurs. Kurz zuvor am 17.06.1925 meldete auch in Glashütte /Sachsen die 1918 gegründete Genossenschaftsfirma "Deutsche Präzisions-Uhrenfabrik Glashütte" den Konkurs an. Die Girozentrale Sachsen erwarb den Besitz der Genossenschaft mitsamt des Inventars und gründete die "Uhren-Rohwerke-Fabrik Glashütte" (UROFA). Ziel der Neugründung war es in Deutschland eine Produktionsstätte für Armbanduhren zu etablieren.
Selbst in Glashütte hatte man den Umbruch zur Armbanduhr nicht erkannt und entsprechende Entwicklungen sträflich vernachlässigt. Das führte zu einem nicht mehr aufzuholenden Vorsprung der ausländischen Uhrenindustrie. Speziell die Schweiz war auf diesem Gebiet führend, was sich bis heute nicht geändert hat.
Um trotzdem das Fachwissen der Schweiz zu erlangen suchte man in Glashütte nach einer Gelegenheit dieses zu erwerben. Der Konkurs der "Judith Watch Co." war diese Gelegenheit und man erwarb sie. Mit der Überführung des Maschinenparks kamen auch bereits fertige und halbfertige Uhrwerke aus dem Lager nach Glashütte. Diese wurden hier weiter verwendet und auch weiter produziert. Das gilt auch für das obengezeigte Kaliber 19'''. Uhren mit diesem Uhrwerk erhielten die Markung "VauWe" oder "Tutima".
Auch Emile Judith ist nach Glashütte ausgewandert und arbeitete als Technischer Leiter bei der UROFA bis 1934. Die ursprünglichen Gebäude in Biel wurden im Jahr 1927 von Ernest Bossinger dem Besitzer der "Erno Watch" übernommen. Die Firma ging aber bereits ein Jahr später in den Konkurs.





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