Enicar



Emma und Ariste Racine gründeten am 01.10.1913 in La Chaux de Fonds eine Uhrenmanufaktur unter dem Namen "Manufacture d'Horlogerie Ariste Racine". Sie war in der Rue du Crêt 24 in La Chaux-de-Fonds, dem eigenen Zuhause, angesiedelt. Die Firma hatte drei Mitarbeiter von denen zwei wegen Platzmangel ihre Tätigkeit in Heimarbeit verrichteten. Der Dritte war bei Racines zu Hause tätig. Als Markenname ließ Racine am 06.01.1914 die Marke "Enicar" registrieren. Da der Name "Racine" bereits seit 1870 durch Jules Racine Sr. besetzt war, bildete Emma Racine ein Anagramm als Manufakturname ("ENICAR" = RACINE rückwärts gelesen).


 
Emma Racine, geb. Blatt
 
Ariste Racine (1889-1958)

1889 wurde Ariste Racine im Jura geboren. Er stammt aus einer Handwerkerfamilie, die sich bereits in der Schmuckherstellung etabliert hatte (der Uhrgroßvater (+1832) war um 1800 in Neuenburg ein bekannter Emailmaler).
Aus der Gründerzeit der Manufaktur ist eine Uhr bekannt, welche eine Einschubmöglichkeit für einen Kompass oder ein Foto besaß. Diese Uhr war beim Militär sehr beliebt und sorgte für erste Verkaufserfolge. Es gab von ihr insgesamt 11 Modelle, die am 02.01., 03.02. und 11.03.1915 patentiert wurden.




Spätere für das Militär bestimmte Uhren zeichneten sich durch Präzision und Solidität aus und erhielten für die zivile Kundschaft den Namen "Sport". Ein erstes Patent für eine Armbanduhr erhielt Racine aber bereits am 18.12.1914.
Aufgrund der beengten Verhältnisse zog die Firma am 01.04.1916 in eine Fabrik in die Rue du Parc 94 in La Chaux de Fonds um. Aber schon früh war klar, dass auch hier der Platz nicht ausreichen würde und mietete sich in einem Teil des Stammhauses der Racines in Lengnau bei Biel ein. Die hier errichtete Fabrik firmierte unter der Bezeichnung "Longeau Watch Co.". Am 11.04.1918 konnte Racine das gesamte Gebäude mit umgebenden Länderreien ganz erwerben. Die Fabrikation in La Chaux de Fonds wurde darufhin geschlossen und komplett nach Lengnau verlegt. Im Jahr 1918 betrug der Uhrenaustoss bereits 3000 Stück pro Jahr. Er belieferte schon bald das Ausland wie Frankreich und Russland, ja sogar in Japan waren seine Uhren gefragt.




Der Bruder von Ariste, Oscar Racine, stieg am 17.05.1918 mit in die Firma ein. Er war ein genialer Geschäftsmann und somit eine wertvolle Bereicherung der jungen Firma. Oscar hatte bereits eine eigene Fabrik (Hersteller von Wellen) in Biel, die er in diesem Zusammenhang am 09.06.1919 schloß (Löschung der Registration am 30.05.1930 durch die Handelskammer). Durch enormes Wirtschaftswachstum war aber auch bald die neue Fabrik zu klein. Man entschloß sich daher eine komplett neue Fabrik zu errichten.
Ab 1920 wurde alle Produkte der Firma mit "Enicar" gemarkt. Am 11.04.1932 wurde die Manufaktur dann auch in "ENICAR Société Anonyme" umfirmiert.
Im Jahr 1934 stieg der Sohn, Ariste Racine jun., ins Geschäft ein und übernahm die Firma fünf Jahre später, am 30.10.1939, vollständig. Damit bot sich für Ariste Racine sen. die Möglichkeit sich schrittweise aus dem Geschäft zurückzuziehen. Für die Schwester von Ariste jun., Paulette Racine, und Otto Bratschi (Ehemann?) ergab sich dadurch die Gelegenheit als Prokuristen der Firma beizutreten.
Der anschließende Aufschwung führte zu einem jährlich Ausstoss von 70000 Uhren pro Jahr ab 1950. Am 16.07.1954 erhielt die Firma von der COSC (Contrôle Officiel Suisse des Chronomètres) ihr erstes Chronometerzertifikat für das Kaliber 1010. 1955 lancierte die Manufaktur ein neuartiges wasserdichtes Gehäuse mit Bajonettschluß unter dem Namen "Seapearl" (reg. 10.04.1953).
1956 verkaufte Enicar seine erste Automatikuhr auf der Basis des Felsa-Kalibers 1560. Aber bereits drei Jahre später hatte sie ihr eigenes Rotorsystem namens "Rubyrotor" entwickelt. Dieses wurde in den Kalibern 1125, 1126 und 1127 mit 33 Steinen verwendet. Die Stahlversion war das Kaliber 1145.
Ariste Racine sen. besuchte im Jahr 1956 eine Expedition von Schweizer Bergsteigern im Himalaya. Die Mitglieder waren mit einer "Seapearl" der Firma ausgestattet und bestiegen den Gipfel der Lhotse Mountain (8,516 m) und vier Tage später auch den Mount Everest (8,848 m). Die Uhren überstanden die Tortur schadlos. Das war sehr werbewirksam und es entstand daraus die bekannte Modellreihe "Sherpa" (reg. 06.11.1956). Dem Modell "Sherpagraph", ein Chronograph der Reihe (Basiskal. Valjoux 72), gelang es sogar ins Segment der Motorsportchronographen einzubrechen, welches damals von den Platzhirschen Heuer-Leonidas, Rolex und Breitling beherrscht wurde.




Ab ca. 1953 wurden Uhren der Firma mit der Aufschrift "Ultrasonic" versehen, weil sie mit Ultraschall gereinigt waren. Spannend ist aber das Enicar einer der ersten Hersteller war, die ihre Uhren 'epilamisierte', ein Verfahren bei dem die Oberflächenspannung zur Verbesserung der Ölhaltung verändert wurde. Dazu gab es auch Patente (Pat.402742).
Enicar machte sich in den 50gern einen Namen bei der Herstellung von excellenten Taucheruhren. Für Furore sorgte eine 50-tägige Atlantiküberquerung am Kiel der Mayflower II unterwasser, die die Uhr problemlos überstand. Uhren dieser Qualität wurden anschließend unter der Bezeichnung "Ocean Pearl" verkauft. Hans Hass verließ sich bei seinen Tauchgängen auf seine Enicar. Aber auch Berufstaucher (Sport- und Marinetaucher) mochten ihre Enicar nicht missen. Genial war die Entwicklung der innenliegenden Lünette.




Aber auch für Berufspiloten der Swissair, Japan Airlines und S.A.S. war eine Enicar (mit GMT) unverzichtbar. Ein weiteres Beispiel der Unverwüstbarkeit der Uhren wurde im Januar 1963 bekannt. Notariell beglaubigt wurde eine Enicar "Sherpa" an Skiern befestigt, die eine Woche lang bei extremen Abfahrtsrennen verwendet wurde. Dabei war sie mehrfach eingefroren gewesen. Natürlich überstand sie die Belastung ohne Probleme und war anschließend immer noch wasserdicht.
Enicar war auch einer der ersten Firmen, die sich den Quartzwerken zuwandte. Anfang der 70ger verbaute sie das legendäre Beta21-Kaliber in ihre Uhren.
Trotzdem geriet auch Enicar im Rahmen der Quartzrevolution in die Krise. Die letzten Werke wurden von "Chronoswiss" aufgekauft. Mitte der 80ger war die Firma insolvent und wurde aufgelöst. Die Namensrechte gingen nach Hongkong zur "Wah Ming Hong Holding Limited".

Weitere Manufakturnamen: "Ariste Racine", "Enicar Watch Co.", "Longeaus Watch Co.", "Alprosa Watch & Jewelry Co. New York".

Weitere Modelle: "Alprosa", "Aquagraph", "Caroline", "Chromicar", "Chrono M", "Dia Jewels", "Enicoat", "Eniflex", "Enishock", "Etsira", "Lady Racine", "OPS", "Royal Star", "Savillon", "Seapearl", "Sherpa", "Sherpa Star", "Star Jewels", "Steward", "Superfest", "Supergraph", "Super-Quartz", "Supertest", "Swiss Baby", "Teddy", "Tour de Monde", "Transonic", "Ultrasonic", "Ultrasonic Sherpas"



Enicar-Kal.160: 11.75'''; 17 Jew.; 21600 A/h; Centr.Sek.;




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